Geschichtliches zur Stanser Älperchilbi

 

Die Stanser Älperchilbi zählt ohne zu übertreiben zu den urchigsten Erntedankfesten der Schweiz. Sie wird als eines der beliebtesten Volksfeste des Jahres und als kulturelle Bereicherung gewertet und geschätzt.

Die Älperchilbi lässt sich bis ins Jahr 1602 zurückverfolgen und wurde mit Ausnahme krisenbedingter Vorkommnisse immer gefeiert. Im Nidwaldner Hauptort zelebriert man weder die Illusion der heilen Welt des Bauerntums noch beabsichtigt man, daraus ein Touristenspektakel zu machen. Der Grundgedanke liegt vielmehr darin, das Ende des Bauernjahres gebührend zu feiern und den Grundsätzen der 1778 gegründeten Älperbruderschaft Folge zu leisten.

 

Bild: 
Das Heiligenbild der Älperbruderschaft (Helg) stellt die Figur des St. Wendelin mit dem 
Hirtenstab dar, flankiert von einer Kuh und einem Schaf.

Hintergründe der Älperbruderschaft:
16 ehrbare Männer aus dem damals zum Kirchensprengel (1) von Stans gehörenden Gebieten Stansstad, Kehrsiten, Obbürgen, Ennetmoos, Oberdorf und Dallenwil gründeten 1778 zu Ehren der Schutzheiligen Sankt Antonius und Sankt Wendelin die Älperbruderschaft Stans.

Einen besonderen Glanz sollte die Älperbruderschaft erfahren, indem der Papst Pio VI die Gründung mit der Verabreichung einer priviligierten Bulle (2) "unterem 17. September 1779" die Bruderschaft gutgeheissen hat. Dies wurde durch die Vermittlung von Landammann und Pannerherr Jost Remigi Trachsler ermöglicht.  1779 wurde erstmals ein Beamter in das Bruderschaftsverzeichnis eingeschrieben. Bei der Gründung wurde seinerzeit angeordnet, dass sich die Älperinnen und Älper jeweils am 3. Sonntag im Oktober zuerst in die Pfarrkirche zu Stans begeben. In einem feierlichen Gottesdienst wird Gott die Ehre gegeben, und ihm für den Beistand sowie der Gaben des Jahres gedankt. 
Obwohl die Vermutung nahe liegt, die Älperbruderschaft bestehe vorwiegend aus Älplern und Bauern, ist es seit jeher so, dass alle sozialen und beruflichen Schichten der Bevölkerung in der Bruderschaft vertreten sind. 

Im Gegensatz zu anderen Älplerchilben unterscheidet sich die Stanser Älperchilbi auch dadurch, dass zwischen den Begriffen Älper und Älpler unterschieden wird. Als Älper und Älperinnen werden jene bezeichnet, denen die Ehre zuteil wird, bei der alljährlichen Älperchilbi ein Amt zu übernehmen, indem sie das Fest organisieren und aktiv mitgestalten. Am Älperchilbi-Montag werden Älperinnen und Älper dann offiziell in die Älperbruderschaft aufgenommen. 
Unter der Bezeichnung Älpler ist der landwirtschaftliche Berufzweig zu verstehen. Älpler versorgen das Vieh während der Sommermonate auf den Alpen und tragen mehrheitlich die volle Verantwortung über die Alp.
Die Älperbruderschaft hat in all den Jahren diverse Änderungen erfahren. Im Gegensatz zu früher, wo die rein religiöse Motivation im Vordergrund stand und es keine folkloristischen Inhalte gab, wird heute die Tradition der Trachten in die Festlichkeiten miteinbezogen. 
Aus Gründen der komplexen geschichtlichen Zusammenhänge wird an dieser Stelle auf nachfolgende Literatur hingewiesen. 

Legende:
(1) Seit dem 15 Jh. als Symbol der geistlichen Gewalt auf den Amtsbezirk eines Bischofs 
übertragen
(2) Urkunde mit Metallsiegel, päpstlicher Erlass, Kapsel für Urkundensiegel

Literaturhinweise:
Festschrift „200 Jahre Älperbruderschaft Stans"
Businger Alois „Der Kanton Unterwalden, 1836"
Durrer Robert „Die Kunstdenkmäler des Kantons Unterwalden" (Nachdruck 1971)
Gut Franz Josef „Der Überfall in Nidwalden 1798 in seinen Ursachen und Folgen, 1861"
Kaiser-Kägi Josef „100 Jahre Feldmusik Stans, 1976"
Niederberger Ferdinand „Das Schwingen in Nidwalden, 1959"
Rengger Ernst „Die eine wilde Jagd"
Chronik der Älperbruderschaft

Weitere Informationen befinden sich in diversen ungedruckten Quellen wie z.B. in der Nidwaldner Chronik, im Staatsarchiv Nidwalden und der Kantonsbibliothek Nidwalden.

 

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